Kreuzbandriss, was jetzt?!

Im Sprint beim Fussballspielen drehen Sie sich plötzlich um und *PLOP*, das vordere Kreuzband ist gerissen. Nur schon das Geräusch lässt einen erschaudern und sorgt für Schmerzen. Auch die Zuschauer leiden mit. Das Knie fühlt sich instabil an und jeder Schritt tut weh. Was jetzt?

Wie passiert es

Kreuzbandriss

Das vordere Kreuzband (VKB) ist eines der wichtigsten Bänder des Kniegelenks. Es verbindet den Oberschenkelknochen mit dem Unterschenkelknochen. Das vordere Kreuzband sorgt, zusammen mit dem hinteren Kreuzband, für die Stabilität im Knie. Diese Bänder verhindern eine Verschiebung des Unterschenkelkochens gegenüber dem Oberschenkelknochen nach vorne oder hinten. Weiterhin unterstützen auch die Menisken und die Seidenbänder, auf der Innen- und Aussenseite des Knies, die Stabilität im Knie.

Jedoch ist das vordere Kreuzband das am Häufigsten verletzte Band am Knie. 30 bis 78 Personen pro 100’000 erleiden eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes. Ist das vordere Kreuzband gerissen, zeigt sich eine sogenannte Schublade. Da heisst, durch das gerissene Band fehlt die Stabilität im Knie und der Unterschenkel lässt sich, im Vergleich zum Oberschenkel, nach vorne verschieben.

Fussball, Skifahren oder Basketball

Eigentherapie bei Tennisellbogen

Meistens reisst das vordere Kreuzband bei schnellen Wendungen und Drehungen im Zusammenspiel mit stop-and-go Aktivitäten. In diesen Situationen bleibt der Fuss am Boden stehen, das Knie bewegt sich in eine Richtung und der Körper dreht sich in eine andere Richtung. Im Knie kommt es dadurch zu einer kraftvollen Kombination aus Schub- und Drehbelastungen. Übersteigt diese Belastung die Belastbarkeit des vorderen Kreuzbandes, dann reisst es.

Hier einige Beispiele dafür:

  • Beim Fussball: bei einem plötzlichen Richtungswechsel verdreht das Knie während der Fuss am Ort stehen bleibt.
  • Beim Basketball: bei einer unglücklichen Landung nach einem Sprung am Korb auf das gestreckte Bein, schiebt sich der Unterschenkel nach vorne.
  • Beim Skifahren: beim Warten am Skilift werden Sie umgestossen. Dabei ist der Fuss im Skischuh fixiert und das Knie dreht weg.

Physiotherapie oder Operieren

Ein gerissenes vorderes Kreuzband wird fast nie wieder von selbst zusammenwachsen. Wenn es wieder repariert werden soll, ist meistens eine Operation erforderlich. Heutzutage werden aber immer mehr Kreuzbandrisse konservativ, also ohne Operation, dafür mit Physiotherapie behandelt.

Wichtig zu wissen ist, dass nicht alle Kreuzbandrisse gleichermassen behandelt werden. Abhängig vom Alter, Geschlecht, Sportart, Sportlevel, ob es Vorgeschichten von Knieverletzungen gab und ob mehrere Strukturen verletzt sind, wird die Therapie persönlich auf Sie abgestimmt.

Ein operativer Eingriff erfolgt in der Regel bei:

  • Jüngeren Menschen
  • Hoher Aktivität bzw. sportlichen Beanspruchungen
  • Körperlich fordernden Berufen
  • Zusätzlich weiteren verletzten Strukturen (Seitenbänder, Menisken)
  • Einer grossen Instabilität im Knie, welche nicht muskulär kompensiert werden kann

Zu einer konservativen Behandlung kommt es meistens:

  • Wenn es keine zusätzlichen Verletzungen gibt/li>
  • Bei ältere Patienten
  • Wenn keine (hohe) sportliche Ansprüche anwesend sind
  • Wenn bereits ein deutlicher Knorpelschaden anwesend ist

Neben den oben genannten Kriterien, sind auch die Risiken einer Operation oder einer konservativen Behandlung, Teil der Entscheidung. Die Risiken für die beiden Behandlungsmethoden sind:

Operation:

  • Allgemeine Komplikationen wie Nachblutung, Infektion, Thrombose
  • Nicht optimale Lage des Kreuzbandes
  • Übermässige Vernarbung
  • Ausriss der Verankerung des Transplantats im Ober- oder Unterschenkelknochen
  • Überdehnung oder Riss des Transplantats

Konservativ:

  • Das Knie wird möglicherweise nicht stabil genug

Bei einer Operation wird in der Regel ein neues Kreuzband aus körpereigenem Material rekonstruiert (das Transplantat). Die dafür verwendete Sehne, wird meistens von einem Oberschenkelmuskel genommen: Quadriceps-, Hamstring- oder Patellasehne. Seit einigen Jahren wird das Kreuzband, wenn möglich, auch wieder genäht. Selten wird künstliches Material benutzt.

Vor und nach der Operation wird Physiotherapie angewendet, um eine erfolgreiche Rehabilitation zu ermöglichen. Der Verlauf bei einer Operation sieht ungefähr wie folgt aus:

  • 1-2 Monate vor der Operation: Physiotherapie zur Vorbereitung auf die Operation.
  • 4-6 Wochen nach der Operation: Ruhigstellung und langsamer Aufbau der Belastung (ohne Krücken gehen).
  • Nach 3-4 Monaten sind leichte Sportarten möglich (Fahrradfahren, Fitness, Jogging).
  • Kontaktsport wie Fussball, Handball oder auch Skifahren ist oft nach 9 Monaten wieder erlaubt.

Wie schon erwähnt, wird heutzutage immer öfters eine konservative Nachbehandlung gewählt. Mittels Physiotherapie wird dafür gesorgt, dass umliegende Strukturen und vor allem die Muskeln die Stabilisierung des Knies übernehmen, welche normalerweise durch das vordere Kreuzband gegeben ist. Der Verlauf einer konservativen Therapie ähnelt dem oben beschriebenen Verlauf nach einer Operation. Der grosse Unterschied ist, dass es nicht zu einer zusätzlichen Ruhephase kommt, wie es nach einer Operation, aufgrund der Wundheilung, notwendig ist. Heisst: sobald das Knie ruhig ist (keine akuten Symptome zeigt), startet die Therapie und kann ohne Unterbrechung durchgeführt werden. Der Vorteil

Laut den neuesten Ergebnissen einer Studie zeigt sich, dass eine konservative Therapie auf Dauer zum selben Resultat führt, wie eine Operation. In der Grafik nebenan sehen Sie die Genesungsverläufe im Vergleich. Ungefähr 50% der anfangs konservativ behandelten Patienten entscheidet sich jedoch später doch noch für eine Operation.

Diagramm einer Studie